Angeln mit
nur einem Arm (…und es
funktioniert..)
Fischen ist für mich mehr, als "nur"
Fische fangen, unsere Natur ist so schön, sie verdient
es, erhalten zu werden.....
………….mir hat das Fischen
ein Stück Lebensfreude zurückgegeben
!
Ich möchte Euch einen kurzen Einblick
geben was mir widerfahren ist.
Meine Heimat ist
Gräfendorf, das liegt zwischen
Hammelburg und Gemünden in Unterfranken. Mein
Hausgewässer ist die fränkische Saale, die Schondra und
ein See in der Nähe von Bamberg.
1991 legte ich in Gemünden am Main meinen
Quali ab, lernte danach Elektriker beim ÜWU-Unterfranken
und machte meinen Gesellenbrief. Die Bundeswehrzeit
absolvierte ich in Klosterlechfeld (bei Augsburg) und
danach arbeitet ich bei der Firma BRAUN (die Firma, die
die Rasierer herstellt) an einer SMT
Bestückungsmaschine, aber diese Tätigkeit gefiel mir
nicht so und ich überlegte mir ob ich mich nicht
weiterbilden solle. Gesagt getan, also begann ich 1998 eine
Weiterbildung zum Elektrotechniker Fachr.
Datenverarbeitungstechnik.
Nach dem ersten Jahr (ca. 1 Woche vor den
Ferien) passierte es, ich war mit meinem Motorrad
(Kawasaki ZX-6R) auf dem Weg von der Schule nach
Hause. Auf der
Ortsverbindungsstrasse Büchold – Gauaschach missachtete
ein älterer Herr die Vorfahrt und ich krachte voll mit
meinem Motorrad in sein Auto. Als ich wieder zu mir kam
waren 4 Tage vergangen und ich hatte wahnsinnige
Schmerzen in meiner rechten Hand, im rechten Arm und in
der rechten Schulter. Lange Zeit
konnte ich nicht realisieren das ich meinen rechten Arm
nie wieder bewegen könnte. (Plexussausriss der Nerven)
Bei diesem Unfall handelte es sich um
einen Arbeitsunfall (BG-Unfall) dadurch ist zumindest
die ärztliche Versorgung geklärt. Ich habe aber immer
noch sehr starke Schmerzen in der rechten Hand, rechten
Arm, die mein alltägliches Leben stark beeinflussen.
Dadurch bin ich in der
Schmerzambulanz-Würzburg und mache
3-mal in der Woche Krankengymnastik.
So gut es geht versuche ich den
Alltag zu meistern und wieder Spaß am Leben zu haben.
(Das hatte ich nach meinem Unfall überhaupt nicht mehr)
Seit meinem 10. Lebensjahr angele ich und
bin dadurch sehr naturverbunden. Deshalb zog es mich ca.
2 Jahre nach dem Unfall wieder zum Angeln (einarmig).
Ich begann langsam mir einige Hilfsmittel zu überlegen,
welche mir das angeln wieder
ermöglichen sollten. Es gab einige niederschmetternde
Erlebnisse am Wasser aber der Drang in die Natur, der
Lebenswille und der Spaß am Angeln hat es mich schaffen
lassen dieses Hobby wieder aktiv erleben zu
können.
Als erstes Hilfsmittel kam ein Gurt in
Frage, da ich ja nicht gleichzeitig die Rute halten und
die Rolle betätigen konnte. Ich suchte lange bis ich
durch einen blöden Zufall auf den richtigen Gurt, der
für mich in Frage kam, stieß. Es war ein Freischneider
Gurt von der Firma Stihl. Über einen guten Kontakt bekam
ich diesen umsonst zu Verfügung gestellt und ich begann
zusammen mit Freunden und Verwandten Ihn zu
modifizieren. Er wurde erst mit einem Blech und Rohr
ausgerüstet aber da das Blech ziemlich schwer war
entpuppte sich diese Lösung schnell aus unbrauchbar und
so suchte ich weiter nach besseren Lösungen.
Das Gewicht wurde durch ein einfaches
PVC-Rohr erheblich reduziert. Die Befestigung konnte ich
durch zwei einfache Eisenwinkel realisieren. Diese
Konstruktion befestigte ich einfach auf der Rückseite
des Gurtes, diesen musste ich dann anders herum anziehen
und war die beste Lösung da dieser jetzt sehr leicht und
angenehm zu tragen war.
Weitere Hilfsmittel folgten,
welche so nach und nach dazu kamen: Angeltransport
Wagen. Dieser hilft mir mein
ganzes Equipment ans Wasser zu
transportieren
Spezielle Ruten
Ständer, diese sind sehr
stabil und überall aufzustellen (Dreibein), da ich mir
meine linke Hand mal stark verletzt hatte als ich einen
normale Rutenständer in harte Erde drücken wollte und
dieser brach.
Ein Fliegen Bindestock, damit ich meine
Vorfächer wieder selbst binden kann
, dies ist sehr mühsam
denn probiert es selbst mal mit einer Hand
Karpfenvorfächer zu binden (aber mit dem Willen, ein
paar Flüchen und viel Zeit geht es ;-)
Einen Karpfenkescher ausgestattet mit
einem Auftriebsstyropor
Angelzangen
die man zusammen klicken kann um irgendwelche Sachen
festzuhalten
Ein Futterboot mit dem ich auch weit entfernte
Angelplätze erreichen kann
Im Bau befindet sich zur Zeit ein
Filetierbrett, dieses soll mir ermöglichen mit einer
Hand einen gefangen Fisch zu filetieren
All diese Dinge
ermöglichen es mir wieder aktiv zum Fischen zu
gehen. Viele Angelkameraden schauen schon komisch wenn
ich mit meinem Gurt ankomme und sagen meistens
„Hey wir sind hier nicht beim
Hochseefischen“, aber wenn ich Ihnen sage, dass
ich nur mit einer Hand fische, dann staunen Sie nicht
schlecht und haben absoluten Respekt vor mir. Sind
absolut hilfsbereit und super nett.
Ich möchte allen Mut machen die auch mal
in so einer Situation gesteckt haben oder stecken, evtl.
kann ich Euch ja Anregungen geben, um auch aktiv zu
werden. Es kostet viel Mut und man muss auch Niederlagen
einstecken können aber es macht auch sehr viel Freude
und es kann einem sehr viel zurückgeben, auch wenn man
nur „Kleinigkeiten“
geschafft hat.
Mit meiner Homepage
(www.after-crash.de) schuf
ich eine Plattform, auf der ich nicht
nur Leidensgenossen wertvolle Tipps geben möchte. Es
gibt bestimmt viele Angler mit einem Handicap, die trotz
der Behinderung angeln möchten und wissen nicht wie.
Vielleicht kann ich einigen damit eine Freude bereiten.
Auch wenn es nur einer wäre, der durch mich wieder zum
Angeln geht (und dieses Gefühl wieder erleben kann),
hätte ich mein Ziel erreicht. Auch ich musste mich erst
überwinden, denn mit einem Arm war es wirklich nicht
leicht - aber es funktioniert!" man (n) muss nur wollen.
Natürlich ist meine Seite auch für alle anderen gedacht,
und schafft vielleicht auch, das eine oder andere
Vorurteil, aus dem Weg zu räumen, denn auch behinderte
Menschen sind keine neue Spezies, sondern Menschen wie
jeder andere auch!!
Schaut einfach mal auf meiner Page
vorbei, ich würde mich sehr freuen.
Euch allen Petri Heil
Gruß Märt!!!
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